Wüstung Friwole

Kurztext Wüstung Friwole


zurück zur
Kurzversion


Reste des mittelalterlichen Wehrturmes der Wüstung Friwole


Hier am Südostrand des Sollings, 2,6 km nordwestlich von Hettensen und 1.000 m unterhalb der Schwülmequelle im heutigen FFH-Gebiet Schwülme-Auschnippe (siehe „Schwülme“), liegt die Ortswüstung Friwole.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf 1318 als „villam vredewolt“ im Lehnbuch des Herzogs Otto von Braunschweig.

Dass der Ort aber bereits 100 Jahre früher existiert haben muss, belegen Funde von blaugrauen unglasierten Keramikscherben, wie sie im 13. Jahrhundert hier vorherrschend waren, und Schlagspuren an den Kantensteinen des Turmes, wie sie um 1250 von Steinmetzen angewandt wurden.

Zerstört wurde die Siedlung vermutlich zwischen 1466 und 1486, zeitgleich erfolgte die Plünderung und Brandschatzung des Nachbardorfes Hiddehausen (Hettensen). Nach der „Fehlsiedlungstheorie“ kommt auch in Betracht, dass die Siedlung aufgrund der schlechten Bodenbeschaffenheit von den Bewohner*innen aufgegeben wurde. In einer Erbzinsbeschreibung des Gerichtes Hardegsen von 1534 ist das Dorf Friwole nicht mehr aufgeführt.

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Namen für diesen Ort verwendet, z.B. Vredewolt (1318), Freyenwolde (1586) oder Friedewaldt (1714). Von den meisten Wüstungen dieser Zeit ist nur noch der Flurname bekannt, oder es existieren ein paar mittelalterliche Keramikscherben und Ackerspuren (z.B. Wölbäcker). Von der Wüstung Friwole sind noch beachtliche Ruinenreste der Wehrkirchenanlage erhalten. Seit 1974 trägt die vom Thieplatz in Hettensen zur Wüstung führende Straße den Namen „Friwoler Straße“.


Von der Siedlung steht heute nur noch die Ruine des Kirchturms, von dem angenommen wird, dass er ursprünglich als Turmfestung angelegt war, an die später eine Kirche angebaut wurde. Dieser baugeschichtliche Vorgang ist auch von anderen südniedersächsischen Kirchenbauten (z.B. Trögen bei Hardegsen, Langenholzen /Kreis Alfeld, Wüstung Königshagen bei Barbis) bekannt.

Die Ruine wird von einem 6 m breiten und 1,5 m tiefen Wehrgraben umgeben. Die drei Seiten des Turms wurden im Jahr 1990 restauriert. Mit einer Höhe von 12 m und dem mächtigen Mauerwerk aus Buntsandstein mit einer Stärke von bis zu 1,1 m ist er heute noch imposant. An den Seitenwänden des Turmes sind noch gut die waagerechten Mauerschlitze und Balkenlöcher für die Decken-Lagerbalken zu erkennen.

Demnach hatte der Wehrturm fünf Etagen mit einer Geschosshöhe von ca. 2,3 m. Er bot somit der gesamten Friwoler Bevölkerung Schutz vor Belagerung und Angriffen.

Der Ort wurde durch das sumpfige Gelände der Schwülmeniederung und dem Steilhang des Kleinen Hagen begrenzt, der jenseits der Schwülme direkt aus der Talaue aufsteigt. Die Ortschaft war recht abgelegen, es gab keine durchgehenden Wegeverbindungen, nur ein Stichweg führte zu der ca. 1.000 m entfernten „Harster Heerstraße“, welche über die Höhen führte, die die Wasserscheide (Grenzverlauf zwischen zwei benachbarten Flusssystemen) zwischen Weser und Leine bildet, und den Anschluss an das regionale Wegenetz herstellte.


Mitte der 1970er Jahre wurde durch D. Kirchner versucht, den Ortsgrundriss der Siedlung Friwole zu rekonstruieren (Versuch einer Rekonstruktion des Ortsgrundrisses der Wüstung Friwole, von Dieter Kirchner. In: Göttinger Jahrbuch.26.1978.S.67-91.).

Dazu wurde ein gitterförmiges Profilnetz über das gesamte Gelände der wüsten Dorfstelle gelegt und mit Hilfe von Handbohrungen und anschließender Untersuchung der Bohrkerne eine Karte der Siedlung erstellt.

Nach den Untersuchungen handelte es sich bei Friwole um ein Haufendorf mit ca. 15 Hofstellen. Die einzelnen Gehöfte bestanden aus mehreren Gebäuden und nicht – wie bei der zu dieser Zeit im Solling vorherrschenden Hausform, dem sogenannten Einhaus – aus einem Einzelgebäude.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner