Der Schöttelbach

Kurztext der Schöttelbach


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Kurzversion

Beschatteter Abschnitt des Schöttelbachs


Der Schöttelbach entspringt bei Lichtenborn, nahe der Siedlung Goseplack, und durchfließt zunächst einige Viehweiden. Er entspringt in einer Sumpfquelle. Das Wasser tritt nicht an einer Stelle aus, sondern es sickert großflächig von unten durch die Bodenschicht hindurch. Das abfließende Wasser bildet viele sehr kleine Rinnsale, die sich erst hinter dem Quellgebiet zum Bach vereinigen.

In seinem weiteren Verlauf durchquert er das Dorf Ellierode, fließt weiter über als Äcker und Wiesen genutzte Flächen, bis er auf Höhe von Hardegsen unter der Bundesstraße (B 241) hindurch geleitet wird und am Ostrand von Hardegsen schließlich in die Espolde mündet.

Von Ihrem Standort bachabwärts lassen sich breitere ungenutzte Bereiche um das Ufer herum erkennen. Stellenweise grenzt hier an das Gehölz direkt am Bach ein Saum aus krautigen Pflanzen, der entsteht, wenn der nicht genutzte Uferbereich in größeren zeitlichen Abständen gemäht wird. Solche krautigen Bestände bieten einen Lebensraum für zahlreiche Insektenarten. Am Ufer sehen Sie einige alte Schwarzerlen (Alnus glutinosa (L.) Gaertn.) und Weiden (Salix) sowie eine Gruppe von Nadelbäumen (Coniferales) im Hintergrund.


Die Laubbäume am Bachufer bewirken durch den unterschiedlichen Belaubungszustand einen jahreszeitlichen Filter. Im Sommer wird eine Erwärmung verhindert und im Winter die Gefahr des Zufrierens verringert. Bei einer niedrigeren Wassertemperatur im Sommer ist mehr Sauerstoff im Wasser gelöst und damit sind die Lebensbedingungen für die tierischen Bachbewohner, wie Insekten, Insektenlarven oder Fische, günstiger. Darüber hinaus erfüllt das in den Bach fallende Laub wichtige Funktionen für die Gewässerorganismen. Neben der Ernährung dient es ihnen z.B. auch zur Eiablage oder zur Fortbewegung auf dem Wasser.

Das Laub der Schwarzerlen (Alnus glutinosa (L.) Gaertn.) ist für Fließgewässer besonders günstig, da es sich relativ schnell abbauen lässt und nicht zu nährstoffreich ist. Die Wurzeln der Erle greifen unter das Bachbett und befestigen auf diese Weise das Ufer besonders gut. Nadelbäume erfüllen alle oben genannten Funktionen nicht und eignen sich daher aus ökologischer Sicht weniger gut als Ufergehölz. Die Nadeln werden nur langsam abgebaut, eignen sich schlecht als Nahrungsgrundlage für die meisten Bachbewohner und versauern das Wasser.

Durch in den Bach fallende Äste entstehen Kleinlebensräume und die Vielfalt an unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten erhöht sich. Auch das Bachbett, das aus Substrat unterschiedlicher Korngrößen besteht, welches sich oftmals in kleinflächigem Wechsel nebeneinander ablagert, bietet eine Vielfalt von Kleinlebensräumen und damit vielen unterschiedlichen Bewohnern eine Unterkunft. Dort, wo der Bach in ein betoniertes Bachbett oder ein Rohr geleitet wird, gehen diese Lebensräume verloren. Darüber hinaus sind Wanderungsbewegungen der Gewässertiere – auch der Wirbellosen – nicht mehr möglich.

Der Uferbewuchs bietet zahlreichen Arten einen Lebensraum. Darüber hinaus kann eine ausreichend bemessene Ufervegetationszone Nähr- und Schadstoffe aufnehmen, die andernfalls zusammen mit dem Sickerwasser von den landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen in das Gewässer gelangen würden. Je intensiver die Fläche genutzt wird, desto breiter muss der landwirtschaftlich nicht genutzte Uferstreifen sein, um diese Funktion erfüllen zu können. Eine Nutzung als Grünland verursacht weniger Nährstoffausträge als eine Nutzung als Acker, bei der auch Bodenerosion eine Rolle spielt.


Die Wiesen und Weiden, die an den Bach grenzen, gehören pflanzensoziologisch zu mittelfeuchtem (mesophilem) und damit potentiell artenreichem Grünland. Nur durch eine Nutzung kann es vor dem natürlichen Prozess der Verbuschung und schließlich Bewaldung geschützt werden. Besonders artenreich und damit erhaltenswert ist Grünland, wenn es extensiv – mit nur wenigen Eingriffen – genutzt wird. So ist beispielsweise die Artenzahl von Heuschrecken auf extensiv genutzten Mähwiesen höher als auf einer Grünlandbrache oder auf mittel-intensiv genutztem Grünland.

In den letzten 30 Jahren ist der Anteil der extensiven Grünlandflächen um 26 % gesunken. In Deutschland betrug im Jahr 2018 die Gesamtfläche des landwirtschaftlich genutzten Grünlandes rund 4,7 Mio. Hektar. Davon werden 56% als Weiden, 40% als Wiesen und nur noch 4% als extensives Grünland bewirtschaftet.

Grünland bietet mit seiner Vielfalt an Strukturen und zeitlich gestaffelten Blühabfolgen einen Komplex von Habitaten für Großsäuger, Insekten und weiteren Organismen mit engen Wechselbeziehungen zwischen Flora und Fauna.

Vor jedem Eingriff durch die Mahd kommen andere Kräuter zur Blüte. Pro Pflanzenart rechnet man mit 8-10 vorkommenden Tierarten. Die Grünlandpflanzen sind z.B. Nahrungsquelle, werden durch die Tiere bestäubt und ihre Samen verbreitet. Tiere nutzen Kleinlebensräume von Weiden, wie z.B. den Rinderdung oder bestimmte Pflanzen, zur Eiablage.

Bei einer Nutzung als Wiese entsteht aus mesophilem Grünland eine Glatthaferwiese mit hochwachsenden Gräsern und Kräutern, wie z.B. dem Glatthafer (Arrhenaterum elatius (L.) P.Beauv. Ex J.Presl & C.Presl), dem Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris (L.) Hoffm.), der Gemeinen Schafgarbe (Achillea millefolium L.) und dem Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis L.).


Bei einer Nutzung als Weide entsteht eine andere Pflanzengesellschaft, die Weidelgras-Weißkleeweide. Zum einen haben niedrig wachsende Kräuter und Gräser durch Verbiss und Tritt einen Vorteil, zum anderen bevorzugen die Tiere bestimmte Pflanzen, die dadurch einen Nachteil haben.

Durch den Tritt wird der Boden partiell verdichtet und es bilden sich Lücken in der Grasnarbe, in denen Kräuter keimen können. Neben dem Deutschen Weidelgras (Lolium perenne L.) findet man hier verschiedene Kleearten, wie den Weißklee (Trifolium repens L.), den Rotklee (Trifolium pratense L.) und den gemeinen Hornklee (Lotus corniculatus L.).

Von Ihrem Standort aus bis zur Quelle hin erstreckt sich eine solche Weide. Je weniger durch landwirtschaftliche Pflegemaßnahmen (Schleppen, Mulchen, Düngen usw.) in die Vegetation eingegriffen wird, desto artenreicher ist sie.

Ein mit wenig Aufwand erzeugtes Weidefutter enthält nicht genug Nährstoffe, um davon den Bedarf von Milch erzeugenden Rindern zu decken. Daher sind auf dieser Weide Rinder zu finden, bei denen Muttertiere zusammen mit Kälbern beider Geschlechter nur zur Fleischerzeugung gehalten werden (Mutterkuhhaltung).

Der Bach durchfließt die Weide ungeschützt, die Tiere können bis ans Ufer gelangen. Die Grasnarbe wird im feuchten Uferbereich zertreten, so dass Boden in das Gewässer erodiert und ungehindert Nährstoffe hineingelangen können.


Weiter bachaufwärts findet man in regelmäßigen Abständen Gruppen von angepflanzten und durch Abzäunung vor dem Verbiss geschützten Erlen, die hier Abhilfe schaffen können. An einigen Stellen sieht man auch natürlich aufwachsende Erlen im Uferbereich.

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