Turmburg bei Trögen

Kurztext Turmburg bei Trögen


zurück zur
Kurzversion


Der Burgberg vor Trögen, auf dem die Burganlage stand, ist eine in nordwestlicher Richtung stark abfallende natürliche Geländeerhebung.


Auf einem Hügel bei der Siedlung Ludwigshöhe, etwa 500 m südlich von Trögen, befindet sich oberhalb der Espolde eine gut erhaltene Turmhügelanlage.

Nicht umsonst wird der Hügel Burgberg genannt, denn hier befand sich der befestigte Wohnsitz einer Landadelsfamilie.

Dieser Burgentyp – meist nur aus einem Turm bestehend – wurde Motte genannt (Motte de terre; französisch = Erdscholle). Diese Burganlagen hatten ihren Ursprung in Frankreich. Sie wurden zumeist auf kleinen natürlichen Anhöhen oder ausgestochenen Erdschollen errichtet und dann mit Wällen und Wallanlagen umgeben. Daraus entwickelten sich später sehr oft Wasserburgen. Forschungen ergaben, dass sich diese Burgtypen des 10.-13. Jahrhunderts bis nach Polen ausbreiteten.

Im Osten und Süden war die Anlage auf dem Burgberg durch zwei halbkreisförmige Gräben gesichert, die 3-5 m tief sind. In nord- und südwestlicher Richtung war sie durch das z. T. stark abfallende Gelände zum angrenzenden Espoldetal geschützt, so dass hier keine weitere Sicherung erforderlich war.

Der eigentliche Turmhügel hatte eine Ausdehnung von 30 x 18 m. Die gesamte Turmhügelanlage erstreckte sich über eine Fläche von 80 x 58 m. Trögener Einwohner*innen berichten, dass dort im Jahr 1910 noch Steine des Fundaments gefunden wurden. Nach Lage dieser Steine dürfte der Turm viereckig gewesen sein.


Zur Hauptburg einer Turmhügelanlage gehörte auch eine Vorburg. Diese war zumeist ein bewehrter Wirtschaftshof, der sich in der Nähe der Motte befand. Der Ausbau dieser Vorburgen war unterschiedlich. Es gab Scheunen, Speicher und Stallungen sowie auch Behausungen für die Bewohner*innen. Im Gefahrfall zogen sich die Bewohner*innen in die Hauptburg zurück. Der Wohnturm der Hauptburg bestand im Allgemeinen aus einem Fachwerkturm mit mehreren Stockwerken, der auf einem steinernen Sockel stand. Dies war der Wohnsitz eines Landadeligen. Man lebte auf engstem Raum. Wegen Feuergefahr war zumeist die Feuerstelle in einem kleinen Nebenraum untergebracht. Mit einer kleinen Besatzung war die Anlage gut zu verteidigen, wenn denn der Vorrat an Lebensmitteln und Wasser ausreichte.

Die Vorburg der Trögener Motte lag wahrscheinlich westlich der Hauptburg, unten am Steilhang auf einem Plateau etwas oberhalb des Laufes der Espolde auf einer Fläche von etwa 40 x 30 m. Der Höhenunterschied zur Hauptburg betrug 32 m. Das Steilufer der Espolde ist 8 m hoch. Man kann auf dem leicht zum Bach neigenden Plateau vier Stellen von 3 x 4 m erkennen, wo damals Hütten gestanden haben könnten. Diese Anlage ist wohl ein reiner Wirtschaftshof gewesen.

Direkt an der Espolde könnte sich auch eine Wassermühle befunden haben. Darauf weist die „Becker´s-Mühle“ als Bezeichnung eines Hauses an der Straße nach Trögen hin. Im Südwesten begrenzt eine kleine Wallanlage als eine Art Landwehr den Gesamtkomplex.


Die strategisch wichtige Lage der Turmburg wird auch dadurch deutlich, dass fast parallel zur Espolde in geringer Entfernung die Heerstraße von Münden nach Hardegsen, Dassel und Einbeck vorbeiführte.

Es ist nicht bekannt, wann und von welchen Landadeligen die Turmburg in Trögen bewohnt wurde. Anzunehmen ist, dass es ein adeliger Lehnsritter des Grafen von Dassel oder der Hardegser Burg gewesen ist.

In dem Gebiet gefundene Scherben wurden auf die Zeit von Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts datiert. Die geringe Scherbenausbeute spricht jedoch für eine nur relativ kurze Zeit, in welcher die Burg bewohnt war.

Die Trögener Motte ist mit ihren eindrucksvollen Wällen eine der besterhaltenen Turmhügelanlagen in Südniedersachsen.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner