Gebüsche trockenwarmer Standorte

Kurztext Gebüsche trockenwarmer Standorte


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Um der Sukzession entgegenzuwirken und die Fläche offen zu halten, wurde dieser Magerrasen mit Ziegen beweidet.


Der angegebene Standort befindet sich auf dem östlichen Gladeberg und ist zu Fuß vom Parkplatz des Ferienparks Solling aus zu erreichen. Sie sehen hier einen Magerrasen, der von Gebüschstreifen durchbrochen ist.

Eine solche Vegetation entwickelt sich an trockenen, flachgründigen, kalkhaltigen und warmen Standorten nach der Rodung von trockenen Wäldern (z. B. Rotbuchenwald oder Elsbeeren-Eichen-Hainbuchenwald) und der anschließenden Nutzung. Je nach Intensität und Art der Nutzung etablieren sich Gebüsche oder Magerrasen.

Magerrasen sind zumeist durch eine regelmäßige Beweidung mit Schafen entstanden. Gebüsche etablierten sich – wie hier – an Böschungs- und Terrassenkanten sowie an Gemarkungsgrenzen oder Wegrändern. Erhalten wurden sie durch eine weniger intensive Nutzung, durch die Gewinnung von Brennholz, Früchten und Winterfutter. Werden sie gar nicht genutzt, wachsen nach und nach Bäume und verdrängen die Gebüsche.

Da die Gebüsche trockenwarmer Standorte sowie der Magerrasen durch anthropogene Eingriffe entstanden sind, sind für die Erhaltung auch weiterhin Eingriffe notwendig. Durch entsprechende Pflege muss verhindert werden, dass sich die Pflanzengemeinschaft nach und nach in die Ausgangsvegetation Wald zurückentwickelt (Sukzession). Dabei müssen stets offene Magerrasenareale von ausreichender Größe erhalten werden, da sie im Komplex mit Gebüschen besonders wertvolle Lebensräume darstellen. Es sollten nicht mehr als 10-15 % der Magerrasenfläche von Gehölzbiotopen eingenommen werden.

Am günstigsten ist – angelehnt an die historische Entstehung – eine zeitweilige intensive Beweidung durch Schafe (zusammen mit einigen wenigen Ziegen) in Hütehaltung bei nächtlichem Einpferchen der Tiere. Kurzzeitige Beweidung mit hoher Besatzdichte auf kleiner Fläche führt dazu, dass die Tiere die Fläche gleichmäßiger abfressen und nicht so sehr von ihnen bevorzugte Arten auswählen können. Ziegen verbeißen auch dornige Sträucher, die von den Schafen gemieden werden. Das nächtliche Einpferchen verhindert einen zu hohen Nährstoffeintrag auf dem Magerrasen durch den Kot der Tiere. Häufig lässt sich eine derartige Pflege (z.B. aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Schäfer*innen) nicht umsetzen. In diesem Fall empfiehlt sich eine jährliche Mahd von Teilflächen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und angepasst an den Lebenszyklus der vorhandenen seltenen Tier- und Pflanzenarten. Positiv für die Artenvielfalt wirkt sich dabei auch die Nutzung von Hiefeln zur Trocknung des Mahdgutes aus.

Da sie eine besondere Bedeutung als Biotop haben sind Gebüsche trockenwarmer Standorte nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG § 30, Abs. 3) geschützt.
Handlungen, die zu einer Zerstörung oder einer sonstigen erheblichen Beeinträchtigung führen können, sind verboten.


Gebüsche trockenwarmer Standorte bieten mehr Tierarten einen Lebensraum als die Ausgangsvegetation Wald. Auch die Verzahnung der Gebüsche mit dem Magerrasen ist für viele Insekten wichtig.

Die hohe Anzahl der Tierarten ergibt sich aus einer Vielfalt an Kleinlebensräumen, die in den Gebüschen zu finden sind. Diese entstehen durch die unterschiedlich hohen und dichten Strukturen, die sich aus dem Aufbau aus Sträuchern, Kräutern und einzelnen Bäumen ergeben.

Hinzu kommt das Nebeneinander von stark besonnten Gebüschrändern und dem schattigen Inneren des Gebüsches.

So nutzt z.B. der Neuntöter (Lanius collurio L.) die Dornsträucher, wie Schlehe (Prunus spinosa L.), Weißdorn (Crataegus monogyna Jacq.) und Hecken-Rose (Rosa corymbifera Borkh.), gerne sowohl als Nistmöglichkeit als auch als Ansitzwarte, von der aus er das Revier – den Trockenrasen – mit dem niedrigen Bewuchs und den dort lebenden Beutetieren (Insekten, selten auch kleine Säugetiere) gut überblicken kann.

Darüber hinaus bieten die Beeren der Sträucher vor allem auch im Winter ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Vögel.


Liguster (Ligustrum vulgare L.) und Schlehe (Prunus spinosa L.) sind die namensgebenden Arten für die pflanzensoziologische Einheit des Liguster-Schlehengebüsches (Ligustro-Prunetum).

Es kommt hier auch u.a. die Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris L.), der Rote Hartriegel (Cornus sanguinea L.) und der Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica L.) vor.

Die Raupen des Ligusterschwärmers (Sphinx ligustri L.) – ein Nachtfalter aus der Familie der Schwärmer – leben bevorzugt auf Liguster (Ligustrum vulgare L.).


Insgesamt bietet der Liguster (Ligustrum vulgare L.) 42 verschiedenen Schmetterlingsarten sowie 5 Käferarten und 3 Hautflüglerarten Nahrung.

Auch die übrigen Gebüscharten sind attraktiv für Insekten. Schlehe (Prunus spinosa L.) ist Nahrungsquelle für 199, Hartriegel (Cornus sanguinea L.) für 39 und Weißdorn (Crataegus monogyna Jacq.) für 26 verschiedene Schmetterlingsarten. Von Hartriegel ernähren sich 2, von Schlehen 5 und von Weißdorn 13 Käferarten.

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