Raine & Säume

Kurztext Raine & Säume


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Dickkopffalter (Ochlodes venatus) auf Flockenblume (Centaurea jacea)
Dickkopffalter (Ochlodes venatus) auf Flockenblume (Centaurea jacea)

In westlicher und südlicher Richtung Ihres Standortes begleiten zu beiden Seiten mit Gras und anderen Pflanzen bewachsene Randstreifen die Wege.

Bei diesen linienhaften Strukturen handelt es sich um sog. Saumbiotope (bzw. kurz um Säume), zu denen z.B. auch Hecken, Waldränder und Grasraine gehören. Der alte deutsche Begriff Rain bezeichnet überwiegend gehölzfreie Grenzstreifen zwischen zwei Äckern oder Fluren bzw. deren Abgrenzung gegenüber Grünland, Wegen und Gräben. Häufig wird heute von Feld-, Weg- und Grabenrändern gesprochen. Traditionell dienten die linienförmigen Raine zur Grenzmarkierung und zur Schonung von Grenzsteinen. Früher wurden die Raine nur extensiv genutzt, d.h., sie wurden regelmäßig per Hand gemäht oder mit Vieh abgehütet. So konnten sich besonders artenreiche Saumbiotope entwickeln, die für eine Fülle von Pflanzen und Tieren einen bedeutenden Lebensraum darstellten. Heute sind die meisten Saumstrukturen aufgrund einer fehlenden oder ungeeigneten Pflege sowie Beeinträchtigungen durch die intensive Landbewirtschaftung (Dünge- und Pflanzenschutzmitteleintrag) oftmals artenarm.

Konkurrenzstarke Grasarten (z.B. Quecke (Elymus repens (L.) Gould), Knäulgras (Dactylis glomerata L.)) und Nährstoff liebende Stauden (z.B. Brennnessel (Urtica dioica L.), Giersch (Aegopodium podagraria L.), Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius L.), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense (L.) Scop.)) dominieren die Pfanzengesellschaften. Doch auch die Stickstoff anzeigenden Säume haben ihren nicht zu unterschätzenden Wert. So sind beispielsweise die Raupen zahlreicher Tagfalter (z.B. Tagpfauenauge (Aglais io L.), C-Falter (Polygonia c-album L.), Admiral (Vanessa atalanta L.), Landkärtchen (Araschnia levana L.)) ausschließlich auf die Brennnessel als Nahrungspflanze angewiesen.


Das Überleben der Distel-Bohrfliege (Urophora cardui L.) ist vom Vorkommen von Disteln abhängig, da sich ihre Larven in spindelförmigen, harten Gallen an den Haupt- und Nebentrieben dieser Pflanzen entwickeln.


Je breiter die Saumbiotope sind, desto höher kann auch die Artenvielfalt infolge des geringeren Nährstoffeintrages sein. Daher sollten diese Strukturen mindestens eine Breite von 2-3 m aufweisen.

Auf den Wegrändern, die Sie an dieser Stelle sehen, können Sie z.B. von Juni bis September die gelben Blütenköpfe des Rainfarns (Tanacetum vulgare L.) finden, der, wie der Name schon vermuten lässt, gerne auf Rainen wächst. Ferner fallen von Juni bis Oktober die weißen Dolden des Bärenklaus (Heracleum sphondylium L.) auf.

An dem westlich verlaufenden Weg wächst das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium (L.) Holub) mit seinen in einer traubigen Rispe angeordneten purpurfarbenen Blüten.


Säume stellen oft die letzten Rückzugsräume für viele Pflanzen- und Tierarten dar, die in der intensiv bewirtschafteten, ausgeräumten Agrarlandschaft keine geeigneten Lebensräume mehr finden.

Jedoch kann ihr Überleben auch hier nur dauerhaft gesichert werden, wenn die angrenzenden Ackerflächen schonend bewirtschaftet werden und übermäßiger Pestizideinsatz unterbleibt. Eine arten- und blütenreiche Dauervegetation bietet nicht nur unzähligen Insekten, wie z.B. Schwebfliegen, Hummeln und Käfern, sondern auch Vögeln (z.B. Rebhuhn Perdix perdix L.) und Säugern (z.B. Feldhase Lepus europaeus Pallas) einen Nahrungs-, Fortpflanzungs- und Überwinterungsraum.

In den Saumbiotopen können sich räuberische Insektenarten und Parasitoide (Parasitoide töten letztendlich ihren Wirt) entwickeln, die zur natürlichen Regulation von Schädlingspopulationen in der Feldflur beitragen können. Während sich die parasitischen Insekten (z.B. Schlupfwespen) als ausgewachsene Individuen von Pollen und Nektar ernähren und daher auf blütenreiche Flächen angewiesen sind, leben ihre Larvenstadien in oder von anderen Insekten bzw. in deren Larven.

Aber auch andere Nützlinge, wie z.B. Spinnen, Hundertfüßler, Wanzen, Laufkäfer gehen von den Randbereichen zum Beutefang in die Kulturflächen.

Die Säume tragen aufgrund ihrer linienhaften Ausprägung als Ausbreitungskorridore zur Biotopvernetzung bei, d.h. sie ermöglichen Austauschprozesse zwischen größeren naturnahen Biotopen (wie z.B. Waldgebieten, Halbtrockenrasen) oder isolierten Lebensräumen (wie z.B. Feldgehölzen, Brachflächen). Auf diese Weise kann eine Weitergabe von Genen von einer Population in eine andere stattfinden und die Isolationswirkung trennender Raumbarrieren (z.B. Ackerflächen) zumindest teilweise überwunden werden.

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